Referent |
Markus Wilmsen, Forschungsinstitut Senckenberg, Sektionsleiter Paläozoologie |
Inhalt |
Die mittlere und späte Kreidezeit (ca. 12070 Ma) war in weiten Zügen durch ein ausgeprägtes Treibhausklima gekennzeichnet, welches seinen Ursprung in starker plattentektonischer Aktivität (rasches Seafloor-Spreading) und dem Ausbruch großer magmatischer Basaltprovinzen hatte. Die Konsequenzen waren erhöhte atmosphärische CO2-Konzentrationen einhergehend mit Ozeanversauerung, steigende globale Temperaturen, ein beträchtlicher Anstieg des Meeresspiegels, ein beschleunigter Wasserkreislauf (Verdunstung/Niederschlag), intensive chemische Verwitterung, Eutrophierung der Meere und verbreitete Schwarzschieferbildungen (OAEs). Viele der angesprochenen Prozesse werden auch heute im Zusammenhang mit dem gerade stattfindenden globalen Wandel diskutiert. Die Kreidezeit bietet somit ein geowissenschaftliches Archiv anhand dessen man mögliche Szenarien der zukünftigen Erdentwicklung abschätzen kann: the past as a key to the future.
Ein wesentlicher Aspekt des kreidezeitlichen Wandels war der enorme Anstieg des Meeres-spiegels auf bis zu 200 m über dem heutigen Niveau. Dadurch entstanden weit ausgedehnte peri- und epikontinentale Schelfmeere. Moderne Schelfmeere zeichnen sich durch hohe biologische Produktivität aus. Obwohl diese in der gegenwärtigen Eishauswelt recht kleindimensional sind, wird die Primärproduktivität in den rezenten peri- und epikontinentalen Schelfmeeren auf bis zu 30% der gesamten marinen Produktivität geschätzt. Diese Beobachtung deutet darauf hin, dass die Primärproduktivität in den Schelfmeeren der Kreidezeit noch viel bedeutender gewesen sein muss. Dazu kommt die Tatsache, dass während der Kreidezeit ein massives Aufblühen des kal-kigen Planktons (Nannoplankton, Kalkdinoflagellaten und Planktonforaminiferen) in den Ozea-nen und auf den gefluteten kontinentalen Schelfen ein neues pelagisches Karbonat-Bildungs- und Ablagerungszentrum schuf. Diese pelagische Karbonatfabrik spiegelt eine große erdge-schichtliche Verschiebung in der globalen Karbonatsedimentation von Riff- zu Plankton-dominiert wider.
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