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Wann

Montag, 17.11.2008, ACHTUNG, neue Uhrzeit: 18:15 Uhr

Vortragsort

ETH Zentrum, Gebäude NO, Hörsaal C 60, Clausiusstrasse 26, Zürich
Lageplan (zum Ausdrucken)

Vortrag

Bröckelnde Felsen - Sommertheater in den Bergen

Referent

Dr. Hans-Rudolf Keusen, Geotest AG, Zollikofen

Inhalt

Seit seinem vorübergehenden Hochstand während der letzten kleinen Eiszeit um 1850 hat der Untere Grindelwaldgletscher über 1.5km an Länge und über 200m an Dicke eingebüsst. Zurzeit schmilzt das Eis im Frontbereich um 5 – 8m pro Jahr. Die enorme und rasche Veränderung der Gletschermorphologie setzt verschiedene markante geologische und hydrologische Prozesse in Gang, und dies überraschend spät. Sie laufen hier auf kleinstem Raum ab und können in einem einmaligen Grosslabor studiert werden. Die Naturprozesse beginnen im Jahr 2000 mit dem Abschmelzen einer eisreichen Permafrostzone im Altkristallin. Seither immer wiederkehrende Murgänge erodieren die Moräne und transportieren riesige Mengen an Schutt zum Gletscher. Im Mai 2005 zerstört eine grosse spontane Rutschung die Terrasse der Stieregg mit dem alten Restaurant. Die Ursachen sind neben dem Rückgang des Gletschers bei der starken seitlichen Erosion durch die Murgänge und dem Abschmelzen von Toteis an der Basis zu suchen. Ein Jahr später setzt mit einem Paukenschlag die grosse Felsbewegung am Eiger ein. Die Geburtsstunde des spektakulären Ereignisses ist aber bereits ein Jahr zuvor bei den grossen Unwettern vom 20. /21. August 2005 zu erkennen: spür- und messbare Mikrobeben im Gebiet signalisieren das Aufknacken des Gebirges in Folge hoher Wasserdrücke. Seither rutscht die 2 Millionen m3 grosse Felsmasse auf einer tiefen Gleitfläche in den Gletscher: das Eis verschluckt das Gebirge buchstäblich - ein weltweit einmaliger Vorgang. Heute beunruhigt ein sich jedes Jahr neu bildender und zunehmend grösser werdender Gletschersee die Talschaft. Die glücklich verlaufene spontane Entleerung vom 30 Mai 2008 muss als ernste Warnung für die kommenden Jahre verstanden werden.

Homepage zum Thema

 

Die spontane Rutschung Stieregg vom Mai 2005. Nach nur kurzer Vorwarnzeit rutschten 635'000 m3 Möräne in einem Ereignis ab. Das Restaurant musste aufgegeben werden. Im Hintergrund der „Eiger“ ohne Anzeichen der ein Jahr später einsetzenden starken Felsbew
Die spontane Rutschung Stieregg vom Mai 2005. Nach nur kurzer Vorwarnzeit rutschten 635'000 m3 Möräne in einem Ereignis ab. Das Restaurant musste aufgegeben werden. Im Hintergrund der „Eiger“ ohne Anzeichen der ein Jahr später einsetzenden starken Felsbew

 

Geologisches Modell der Felsbewegung „Eiger“. Ca 2 Millionen m3 Malmkalk rutschen auf einer tiefliegenden, nicht einsehbaren Gleitfläche, in das Toteis.
Geologisches Modell der Felsbewegung „Eiger“. Ca 2 Millionen m3 Malmkalk rutschen auf einer tiefliegenden, nicht einsehbaren Gleitfläche, in das Toteis.

 

Der spontan ausgelaufene Gletschersee am 31. Mai 2008. Innerhalb von 2-3 Stunden flossen ca 800’000m3 Wasser aus dem Becken. Theoretisch hätte der Gletschersee 2008 ein Volumen von 1.4 Millionen m3 erreichen können. In den kommenden Jahren wird das Becken
Der spontan ausgelaufene Gletschersee am 31. Mai 2008. Innerhalb von 2-3 Stunden flossen ca 800Â’000m3 Wasser aus dem Becken. Theoretisch hätte der Gletschersee 2008 ein Volumen von 1.4 Millionen m3 erreichen können. In den kommenden Jahren wird das Becken

   

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letzte Aktualisierung: 18.11.2008