Referent |
Dr. Stefan Fritsche, ETH Zürich |
Inhalt |
Zerstörerische Erdbeben treten in der Schweiz glücklicherweise eher selten auf. Zu selten, als dass man sich an die Ereignisse erinnern mag? Ein Blick zurück in die vergangenen zwei Jahrhunderte zeigt, dass auch hierzulande Erdbeben auftraten, die beträchtliche Schäden angerichtet haben. Besonders eindrücklich sind die Ereignisse von 1855 und 1946 im Wallis, sowie die Erdbebenserie von 1964 in der Zentralschweiz. Alle drei beschädigten Hunderte von Wohnhäusern, Kirchen und Gewerbebauten. Während strukturelle Gebäudeschäden 1946 und 1964 in der Minderzahl blieben, prägten sie das Schadensbild von 1855. Die von Stein erbauten Häuser, berichtete ein Augenzeuge aus Visp, haben alle mehr oder weniger gelitten; manche sind gleich eingestürzt, andere später eingefallen, oder ihrer starken Beschädigungen wegen abgebrochen worden. Höchstens wird die Hälfte der Steinhäuser noch zu retten sein.
Übertreibung oder Tatsache? Am Schweizerischen Erdbebendienst wurden die genannten Ereignisse im Rahmen einer Dissertation aufgearbeitet. Dabei förderte die Arbeit in Archiven umfangreiches, von der Forschung bisher unberücksichtigtes Quellenmaterial zu Tage. Dieses ermöglichte es, die Schadensbilder genau zu rekonstruieren und Einflüsse des lokalen Untergrundes zu untersuchen. Die Quellen erzählen aber nicht nur von beschädigten Gebäuden, ausgelösten Felsstürzen und Rutschungen. Sie gewähren ebenso interessante Einblicke in die Art und Weise, wie die Folgen der Erdbeben bewältigt und verarbeitet wurden.
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