Referent |
Prof. Dr. Neil Mancktelow, ETH Zürich |
Inhalt |
Wie kommen Gesteine des westlichen Lepontikums, die vor 30 Ma noch bei 600º Celsius in 25km Tiefe lagen, an die heutige Oberfläche? Warum ist die Exhumierung nicht gleichmässig verteilt? Warum ist die helvetische Wurzelzone im Rhônetal so dünn? Warum gibt es heute noch starke Seismiziät entlag des Rhônetals? Alle diese Fragen hängen mit Bewegungen entlang der Simplon-Rhône-Störung zusammen.
Die Simplon-Rhône-Störung ist die wichtigste neogene Bewegungszone in den Zentralalpen und ihre Bewegung führt im Liegenden zur Exhumierung des lepontinischen metamorphen Doms, mit einer maximalen vertikalen Hebung um 10- 15 km. Die Geometrie und Kinematik der Störungszone widerspiegelt eine orogen-parallele Streckung der Alpen während des Neogens, einer Zeit von immer noch anhaltender Konvergenz zwischen den europäischen und apulischen Platten. Diese wesentliche Streckung ist auch im Helvetikum im Liegenden der Störungszone nördlich des Rhônetals zu sehen. Zeugen davon sind unzählige, meist durch faserigen Calcit gefüllte Extensionsspalten, konjugierte Scherbrüche, diskrete Bruchflächen und in einigen mergeligen Einheiten duktile Streckung. Das bekannteste Beispiel ist im Lias bei Leyton zu beobachten, wo stark gestreckte Belemniten eine Streckung Richtung NO-SW belegen.
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Simplonstörung am Passo di Monscera, von Zwischbergen aus, mit Blick nach ESE. Stark ("mylonitisch") geschiefertes Liegendes (links), diskrete Bruchfläche ("detachment" = "Simplon Line"), kataklastisch überprägtes Hangendes (rechts).
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